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Agfa wurde 1867 durch die Chemiker Paul Mendelssohn Bartholdy (1841 - 1880) und Carl Alexander von Martius in Rummelsburg bei Berlin als Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation*, kurz AGFA (seit 1897 als Warenzeichen eingetragen), gegründet. |
Firmengelände zur Gründungszeit |
Das
erste Fotoprodukt war 1889 eine Entwicklerflüssigkeit* (der berühmte
Rodinal), ein bis heute verwendeter SW-Entwickler auf
Paraaminophenol-Basis). 1899 begann Agfa mit der Fertigung
von fotografischen Filmen auf Zelluloidbasis, der ursprünglich
von Hannibal Goodwin für Edison 1897 entwickelt und patentiert
worden war. |
Entwicklerflüssigkeit Rodinal |
Ab 1904 stellte Agfa auch Blitzbeutel zum Selbstfüllen her, sowie ab 1907 Blitzlampen (Agfa Blitzlampe I). 1908 führte Agfa den Sicherheitsfilm ein, bei dem die leicht entflammbare Nitrozellulose, ein Nebenprodukt der Schießbaumwolle, durch die schwer entflammbare Celluloseacetat ersetzt wurde. Die 1909 von Agfa erbaute Filmfabrik Wolfen (später ORWO) war seinerzeit die größte Filmfabrik Europas und nach Eastman Kodak in Rochester USA die zweitgrößte der Welt. 1916 stellte Agfa die erste Farbenplatte mit der Bezeichnung "Agfacolor" nach dem Kornrasterverfahren vor; dabei werden Harzpartikel als Lichtfilter verwendet Das Patent hierfür stammt von J. H. Christensens aus dem Jahre 1908. |
Agfa Billy I |
1925 war die damalige Actiengesellschaft für Anilinfabrikation
Berlin - neben BASF und Bayer (sog. Dreibund) - an der Gründung
der IG Farbenindustrie AG beteiligt. Einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte bildet die erfolgreiche Rollfilmkamera Billy* im Jahr 1928. Im selben Jahr beteiligte man sich an der amerikanischen Firma Ansco. Ein weiterer Kamera-Bestseller folgt 1932 mit der Preis-Box*; im selben Jahr stellte Agfa auch den ersten Agfacolor-Farbfilm nach dem Linsenrasterverfahren vor. |
AGFA-Preis-Box |
Eine
der wichtigsten Innovationen kam 1936:
Der erste "richtige" Farbfilm, Agfacolor (am Anfang
war die Bezeichnung, um sich vom alten Rasterverfahren zu unterscheiden
"Agfacolor-Neu"), der nach dem bis heute in der klassischen
Fotografie verwendeten Prinzip funktioniert (drei farbempfindliche
Schichten für Blau, Grün und Rot übereinander,
darin eingelagerte Farbkuppler für die chromogene Entwicklung),
kam auf den Markt. Weitere Verbesserungen in der Farbfotografie ermöglichte das 1941 vorgestellte Colorpapier auf chromogener Entwicklungsbasis. Ebenfalls 1941 kam der auf Agfacolor-Film gedrehte Spielfilm "Frauen sind doch bessere Diplomaten" in die Kinos; es handelte sich dabei um den ersten Spielfilm der Welt nach dem farbigen Positiv-Negativ-Verfahren. 1952 wird die Agfa AG in Leverkusen als 100-prozentige Tochter der Bayer AG neu gegründet. 1954 wird in der DDR die VEB Filmfabrik Agfa Wolfen in Wolfen gegründet. Früher war die Agfa Filmfabrik Wolfen einer der Leitbetriebe von Agfa. Wegen fehlender Produktionsmöglichkeiten in Westdeutschland werden auch die von West-Agfa verkauften Agfacolor-Filme weiterhin in Wolfen hergestellt. Nach einem Markenstreit wird Ost-Agfa 1964 umbenannt und produzierte Filme unter dem neuen Markennamen "ORWO" (ORiginal WOlfen) verkauft. 1956 bringt Agfa mit der Mittelformatkamera Automatic 66 die erste vollautomatische Kamera heraus und stellt mit dem Labomat K die erste Entwicklungsmaschine für Colorpapier vor. 1964 schließen sich die Agfa AG und die belgische Gevaert Photo-Producten N. V. zur Agfa-Gevaert-Gruppe* zusammen. Schon vorher wurden die Leverkusener Fotobetriebe der Bayer AG der Agfa AG übertragen und die Firmen Perutz-Photowerke, Leonar-Werke, Mimosa, Chemische Fabrik Vaihingen und Gelantinefabrik vorm. Koepff & Söhne der Agfa AG einverleibt. |
Agfa-Gevaert-Logo |
1969 werden in Oberbayern die Zweigbetriebe Peißenberg und
Peiting gegründet. Sie dienen hauptsächlich der Geräteproduktion.
Für die Region bedeutet es nach der Schließung der
Kohlezechen neue Arbeitsplätze. In Peißenberg werden
die Fachgeräte der Medizin- und der Druckvorbereitungstechnik,
und in Peiting die Großlaborgeräte gefertigt. Beide
Produktionsstätten betreiben für die wesentlichen
Technologien des Teilespektrums eigene Teilefertigungen. Diese
werden aus Kostengründen sukzessive durch Outsourcing ersetzt. 1981 übernimmt Bayer die Gruppe zu 100 Prozent. 1982 will der Vorstandsvorsitzende Andre Leysen das "Camerawerk München" schließen. Aus Kostengründen werden die eigenen Kameraproduktionen in München und Rottenburg an der Laaber aufgegeben, die Geräteproduktion wird aufgrund guter Produkte in der Pipeline weitergeführt. 1983 beginnt im Minilabsegment die Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen Copal. Copal entwickelt und produziert den kompletten Maschinenbody mit dem integrierten Naßteil zur Papierbildentwicklung. Der Filmeingabebereich mit dem integrierten Filmscanner wird von Agfa entwickelt, produziert und beigestellt. Die belichteten Kundennegativfilme werden üblicherweise vor dem Kopieren in einer externen Maschine des Labors entwickelt. 1990 wird in Gera ein Zweigbetrieb als GmbH gegründet. Er besteht aus einem Entwicklungs- und Produktionsbereich für die Laborgerätesparte. 1991 wird die Magnetbandproduktion an die BASF verkauft. 1999 führt die Bayer AG das Unternehmen an die Börse; seitdem ist die Agfa-Gevaert AG, Leverkusen, eine Tochtergesellschaft der Agfa-Gevaert N. V., Mortsel/Antwerpen (Belgien); Großaktionäre sind die Bayer AG (30 Prozent) und die Gevaert N. V. (25 Prozent). 2000 liegt der Netto-Umsatz bei 5.260 Mio. Euro. Der anteilige Umsatz der Photosparte beträgt rund 1.250 Mio. Euro und sinkt bis 2004 auf 693 Mio. Euro. Nachdem Agfa 2004 für die Schließung der hoch defizitären Photosparte intern Kosten von Mio. 480 Euro ermittelt hatte, trennte sich Agfa im August 2004 formal von der Film- und Fotopapierproduktion. Dieser Geschäftsbereich wurde für angabegemäß 175 Mio. Euro an eine Investmentgesellschaft verkauft, blieb jedoch buchhalterisch und hinsichtlich des Vertriebs in Agfa integriert. Der Kaufpreis für die eigentliche Photosparte betrug jedoch tatsächlich nur 2 Mio. Euro, während der Preis im übrigen für ein mitübertragenes Leasingportfolio zu zahlen war. Der Produktname AgfaPhoto durfte von der ebenfalls neu geschaffenen Agfaphoto-Holding GmbH, nicht jedoch von deren Tochtergesellschaft Agfaphoto GmbH unmittelbar auf unbeschränkte Zeit verwendet werden, die ab dem 1. November 2004 als formal eigenständige, organisatorisch jedoch weiter engverbundene Gesellschaft, mit Produktionsstätten in Leverkusen, Köln, München, Peiting, Windhagen (Rheinland-Pfalz) und Vaihingen an der Enz (Baden-Württemberg), operiert. Am 20. Mai 2005 stellte die AgfaPhoto GmbH überraschend beim Amtsgericht Köln den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung wegen Zahlungsunfähigkeit und bestellte in der Folge den Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch zum Geschäftsführer. Bis dahin war das Unternehmen von externen Beobachtern stets als solide eingeschätzt worden. Laut Presseberichten war dem Film- und Fotopapierhersteller der Boom der Digitalfotografie und der damit verbundene Preisverfall im Filmbereich zum Verhängnis geworden sowie die unzureichende Liquiditätsausstattung des übertragenen Geschäftsbereichs. Ein weiterer Grund dürfte die Komplexität der auch faktischen Herauslösung der Photosparte aus Agfa gewesen sein, die erst im Anschluss an den Verkauf stufenweise erfolgen sollte. Der Versuch, die insolvente AgfaPhoto GmbH im Ganzen zu verkaufen, schlug fehl. Übernahmeverhandlungen mit dem Finanzinvestor Cerberus waren gescheitert, da eine Weiterverwendung der Marke Agfa nur gegen erhebliche Lizenzgebühren an die Agfaphoto Holding gewährt worden wäre, welche die Rechte hielt. Zuletzt hatte die britische Photo-Me, nach eigenen Angaben weltweit größter Betreiber von Fotoautomaten, ein Angebot abgegeben, dass jedoch von der Geschäftsführung und dem Gläubigerausschuss abgelehnt wurde. Das Angebot galt insbesondere deswegen als inakzeptabel, weil Photo-Me keine werthaltigen Garantien zur Übernahme von 400 der zum Verkaufszeitpunkt noch 1.050 verbliebenen Mitarbeiter abgeben wollte. Am 19. Oktober 2005 wurde die Abwicklung des Unternehmens zum 31. Dezember 2005 bekannt gegeben. Insgesamt verlieren voraussichtlich über 1.700 Arbeitnehmer durch die Insolvenz ihren Arbeitsplatz. Es gibt jedoch verschiedene Interessenten für einzelne Firmenteile. So bekundete Konkurrent Fujifilm Interesse an der Großlaborgeräte-Produktion in Peiting. 30. Oktober 2005, Auszug aus der Pressemitteilung der AgfaPhoto GmbH: "[...] Die in Neuss und Potsdam ansässige a&o-Gruppe erwirbt von der AgfaPhoto GmbH das hauptsächlich in München ansässige Service- und Ersatzteilgeschäft sowie den dazu notwendigen Bereich Fotochemie in Vaihingen/Enz [...] Den Geschäftsbereich der im bayerischen Peiting ansässigen Produktion von Großlaborgeräten mit rund 60 Mitarbeitern übernimmt die Imaging Solutions Group. Imaging Solutions ist eine Tochtergesellschaft des britischen Fotoautomatenherstellers Photo-Me International [...]" Am 17. November 2005 wurde bekannt, dass der angeschlagene belgische Imaging-Konzern Agfa-Gevaert N.V. im dritten Quartal mit netto minus 108 Mio. Euro oder 85 Cent je Aktie einen deutlichen Verlust nach einem Gewinn im Vorjahreszeitraum verbuchte, wobei besonders die Liquidation von AgfaPhoto mit Aufwendungen in Höhe von 109 Mio. Euro das Ergebnis belastete. Am 17. Februar 2006 wird bekannt, dass die Minilaborgeräte-Sparte mit der Produktion in Peiting am 14. Februar 2006 an die Firma Minilab Factory GmbH, Dresden verkauft worden ist. Die Produktion soll wieder aufgenommen werden und bestimmte Produkte weiterentwickelt werden. Die Firma Minilab Factory GmbH wurde am 10. Februar 2006 gegründet. Daran sind zu gleichen Teilen die Firmen SAXONIA Systems GmbH, Dresden und Foto + Minilaborsysteme R. Saal GmbH, Röttenbach beteiligt. |
Gründungslogo |
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